Mit der neuen Betaversion von Gimp gab es wieder mal schöne Diskusion über die etwas ungewohnte Benutzeroberfläche von Gimp. Die von Photoshop sei ja so viel besser, bei Gimp habe man tausende Fenster offen, die keinen rechten Platz hätten und immer rausgesucht werden müssten. Weiter geht es dann immer mit der Diskusion, was denn besser sei, der Windowsway, oder doch lieber die Macintoshidee.
Als Argumente für den Macintosh höre ich immer, grundsätzlich ein SDI-Interface verwendet wird. Jedes Dokument erscheint in einem neuen Fenster und die Fenster sind mit anderen Fenstern des Betriebssystems gleichberechtigt. Das soll "logischer" sein, als MDI, wo die Dokumentenfenster in einem großen Fenster "eingesperrt" sind. So hat man alles, was zu einer Anwendung gehört, in einem Fenster.
Ich kann nachvollziehen, das ein MDI, wie es etwa in Microsoft Office 97 eingesetzt wurde, dem gesunden Menschenverstand wiederspricht. Ich hab noch nie jemanden gesehen, der wirklich die Dokumentenfenster in dem großen Fenster hin- und herschiebt. Man arbeitet immer mit maximiertem Dokumentenfenster und macht das Fenster höchstens mal kleiner, wenn man ein anders Dokument auswählen möchte, weil das Fenstermenü irgendwie umständlich ist. Deswegen ist dieses Interface ja auch in Microsoft Office 2000 rausgeflogen ;-)
Was aber an dem Appleweg so toll sein soll, kann ich nicht verstehen: Neben dem Fehlen von vielen Maustasten, finde ich vor allem merkwürdig: Ich will also Photoshop ein Bild bearbeiten und will natürlich möglichst viel vom Bild sehen, also mach ich das Fenster groß (richtig groß, also maximiert). Dann hab ich da aber zig Fenster, die mein Bild überdecken (Navigator, Ebenen, Farben, Toolbox). Warum ist das da innovativ, das die Fenster das Dokument verdecken?
Ich hab noch nicht so viel mit Photoshop auf dem Mac gemacht, ich hab nur in der Schule Macs zur Verfügung, aber die Macversion sieht der der Windowsversion sehr ähnlich, die ist nämlich entgegen den üblichen Windowsprogrammen nicht in der Lage, Dockwindows eindocken zu lassen. Die kleinen Fenster sind zwar magnetisch, überdecken aber auch das maximierte Dokumentfenster.
Das einzige, was Gimp da jetzt für meine Begriffe von der Oberfläche unterscheidet, ist, dass die Toolfenster bei Photoshop always on top sind, bei Gimp nicht (kann man aber z.B. bei KWin einstellen).
Der Königsweg ist bei den beiden oben angesprochenen Lösungen offenbar nicht dabei, aber besonders in der Linuxwelt gibt es ja eine weitere Lösung, die mittlerweile auf beide anderen Plattformen übergeschwapt ist: Tabs. Jetzt frage ich mich: Ist das der Königsweg? Das, was Microsoft Office macht, ist ja auch nur eine Art von Tabs, nämlich mit der Taskleiste als Tabbar. Ob es jetzt eine Buttonleiste oder Tabs sind, ist ja egal, ist ja nur Optik. (Deswegen ist auch die Unterscheidung in KDevelop zwischen Tabbed und MDI Unsinn, weil bei MDI eine Toolbar eingeblendet wird, wo jedes offene Dokumentenfenster seinen Knopf hat) Wenn das SDI von Apple so toll ist, frage ich mich, warum ausgerechnet Apple selber in Safari das Tabbed Webbrowsing eingebaut hat.
Schreibt doch mal eure Ideen dazu hier rein. Ich bin besonders interessiert an innovativen neuen Ideen, wie man ein Benutzerinterface aufteilen kann. Der IDEAl-Mode von KDevelop 3 ist meiner Meinung nach recht genial: Die Dockwindows sind da nicht dauerhaft eingeblendet, rund um das Fenster sind aber Buttons angeordnet, mit denen man kurz ein Dockwindow einblenden, dort was aussuchen kann und dann "minimiert" sich das Dockwindow wieder.
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