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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chapterüberschrift und Seitenzahlen



fran
11-12-2012, 13:35
Hallo zusammen,

ich bin ein absoluter Latex anfänger und schreibe meine Masterarbeit damit. Habe von einem Kollegen eine schöne Vorlage serviert bekommen und musst mich bis jetzt nur mit Kleinigkeiten rumschlagen die ich alle lösen konnte. Bis auf zwei Formatsachen wo ich einfach net raff wie mans ändern kann (konnte in Foren bis jetzt keine funktionierende Lösung ausfindig machen, deshalb probier ichs jetzt mal direkt).

Problem eins: jedes Chapter beginnt mit z.b. "Chapter 1 Introduction" ich hätte gern dranstehen: "1 Introduction", also ohne das Chapter tasächlich dranstehen zu haben.

Problem zwei: Seitenzahl nur noch auf Seite des ersten Kapitels (seit ich mit dem befehl in Zeile 106 eingfügt hab => ohne den zählt latex aber von der Titelseite an, das wollen wir nicht). Als der Befehl noch nicht drin war dafür aber die falsche Zählung, gabs noch ne Kopfzeile, die ist jetzt weg.

Befehl in Zeile 106: \newpage
\setcounter{page}{1}
\pagenumbering{arabic}

Wär cool wenn mir jemand helfen könnte.

\documentclass[12pt,a4paper,twoside]{book}
\setlength{\textwidth}{ 15cm}
\setlength{\oddsidemargin}{ 0.7cm}
\setlength{\evensidemargin}{ 0.2cm}
\setlength{\topmargin}{ 0.5cm}
\setlength{\headsep}{ 0.7cm}
\addtolength{\textheight}{0.5cm}
\setlength{\parindent}{ 0cm}
\setlength{\parskip}{ 1ex}
\setlength{\headheight}{15pt}
\usepackage{setspace}
\onehalfspacing
\renewcommand{\chaptermark}[1]{%
\markboth{\MakeUppercase{\chaptername}\ \thechapter:\ #1}{}}
\renewcommand{\sectionmark}[1]{%
\markright{\thesection.\ #1}{}}
%\documentclass[prl,showpacs,preprintnumbers,amsmath,amssymb,twosi de]{revtex4-1}
%\documentclass[prl,twocolumn,showpacs,preprintnumbers,amsmath,ams symb,times]{revtex4}
\usepackage{graphicx}% Include figure files
\usepackage{dcolumn}% Align table columns on decimal point
\usepackage{bm}% bold math
\usepackage{psfrag}
\usepackage{epsfig}
\usepackage{amsmath,bbm}
\usepackage{amssymb}
\usepackage{color}
\usepackage[nooneline]{caption}
\hyphenpenalty=5000 %\silbentrennung
% \usepackage{verbatim}
% \usepackage{SIunits}
%\usepackage[outercaption]{sidecap}
%\usepackage{geometry}
%\usepackage{cite}
%\usepackage{fancyheadings}


\usepackage{textcomp}
\usepackage{mathbbol}
\usepackage{float}

%\usepackage{SIunits}
\newcommand{\ehoch}{\ensuremath{\mathrm{e}^}}
\newcommand{\ehochi}[1]{\ensuremath{\mathrm{e}^{\mathrm{i}#1}}}
\newcommand{\ehochmi}[1]{\ensuremath{\mathrm{e}^{-\mathrm{i}#1}}}
\newcommand{\I}{\ensuremath{\mathrm{i}}}
\newcommand{\Tr}{\ensuremath{\mathrm{Tr}}}
\newcommand{\identity}{\ensuremath{\mathbbm{1}}}
\newcommand{\definiere}{\ensuremath{\mathrel{\math op:}=}}
\newcommand{\bra}[1]{\ensuremath{\langle#1|}}
\newcommand{\ket}[1]{\ensuremath{|#1\rangle}}
\newcommand{\braket}[2]{\ensuremath{\langle#1|#2\rangle}}
\newcommand{\expval}[1]{\ensuremath{\langle#1\rangle}}
\newcommand{\amplus}{\ensuremath{a_{\mathrm{m}}^{\ dag}}}
\newcommand{\applus}{\ensuremath{a_{\mathrm{p}}^{\ dag}}}
\newcommand{\bnplus}{\ensuremath{b_n}^{\dag}}
\newcommand{\bn}{\ensuremath{b_n}}
\newcommand{\bmplus}{\ensuremath{b_m}^{\dag}}
\newcommand{\aout}{\ensuremath{a_{\mathrm{out}}}}
\newcommand{\ain}{\ensuremath{a_{\mathrm{in}}}}
\newcommand{\aoutj}{\ensuremath{a_{\mathrm{out},j} }}
\newcommand{\ainj}{\ensuremath{a_{\mathrm{in},j}}}
\newcommand{\om}{\ensuremath{\omega_{\mathrm{m}}}}
\newcommand{\gmj}{\ensuremath{g_{\mathrm{m},j}}}
\newcommand{\gm}{\ensuremath{g_{\mathrm{m}}}}
\newcommand{\tom}{\ensuremath{\tilde\omega_{\mathr m{m}}}}
\newcommand{\gammam}{\ensuremath{\gamma_{\mathrm{m }}}}
\newcommand{\gammaeff}{\ensuremath{\gamma_{\mathrm {eff}}}}
\newcommand{\xzpm}{\ensuremath{x_{\mathrm{ZPM}}}}
\newcommand{\kappaex}{\ensuremath{\kappa_{\mathrm{ ex}}}}
\newcommand{\am}{\ensuremath{a_{\mathrm{m}}}}
\newcommand{\bplus}{\ensuremath{b^{\dag}}}
\newcommand{\cplus}{\ensuremath{c^{\dag}}}
\newcommand{\mymatrix}[1]{\ensuremath{\begin{pmatrix}#1\end{pmatrix}}}
\renewcommand{\P}{\ensuremath{\mathcal{P}}}
\newcommand{\Q}{\ensuremath{\mathcal{Q}}}
\renewcommand{\L}{\ensuremath{\mathcal{L}}}
\newcommand{\T}{\ensuremath{\mathcal{T}}}
\newcommand{\D}{\ensuremath{\mathcal{D}}}
\newcommand{\mbp}{$\spadesuit$}
\graphicspath{{./plots/}}
\newcommand{\mh}[1]{{\color{red} #1}}
\newcommand{\mhb}[1]{{\color{blue} #1}}

%--------------------------------------------------------------------------
%
% DOCUMENT:
%
\begin{document}

\pagestyle{empty}

\include{title}


\tableofcontents

% ---------------------------------------------------------------------------
\newpage
\setcounter{page}{1}
\pagenumbering{arabic}

\include{intro2}
\include{materials}
\include{results2}
\include{discussion}

\bibliographystyle{unsrt}
\bibliographystyle{apsrev}
% \bibliography{nonlin}
\begin{thebibliography}{99}

\end{thebibliography}



\end{document}

hakaze
11-12-2012, 14:03
Das ist leider das Problem mit Vorlagen von Dritten: man versteht nicht, was die Befehle tun oder was sie ursprünglich mal tun sollten (vor allem, wenn sie auch schlecht kommentiert sind).

zu 1.: Ich kann dir nur empfehlen, gleich einen Schnitt zu machen und mit mit einer KOMA-Script-Klasse (z.B. scrbook) anzufangen. Dort sind Kapitel ohne "Kapitel"-Bezeichnung die Voreinstellung. Auch die übrigen Anpassung können damit vorgenommen werden. Zugegeben die Anleitung (http://texdoc.net/texmf-dist/doc/latex/koma-script/scrguide.pdf) ist umfangreich, aber dafür auch auf deutsch und geht auf viele Anwendungsfälle ein.

Damit sparst du dir u.a. auch die ganzen Frickeleien am Satzspiegel mit low-level-Befehlen.

zu 2.: Du setzt den Seitenstil (Kopf- und Fußzeilen) auf "empty", ergo wird nichts angezeigt. Nur die Kapitelanfangsseite (wie auch TOC) haben eine Seitenzahl, weil dort intern automatisch \pagestyle{plain} gesetzt wird. Der "normale" Seitenstil heißt "headings" und muss danach logischerweise nochmal explizit angefordert werden (es sei den du hättest lieber plain).

Auch das manuelle Zurücksetzen der Seitenzahl ist nicht gut. Besser: zwei unabhängige Zähler (roman und arabic) verwenden!

So könnte das dann als Minimalbeispiel aussehen:
\documentclass[paper=a4, fontsize=12pt, parskip]{scrbook} % twoside ist Standard bei Buchklassen

\usepackage[onehalfspacing]{setspace}
\usepackage{blindtext} % für Fülltext, siehe unten
%--------------------------------------------------------------------------
%
% DOCUMENT:
%
\begin{document}
\pagenumbering{roman} % ab Anfang römisch nummerieren
\pagestyle{empty} % Titelseiten ohne Kopf/Fuß

{\singlespacing % TOC einzeilig und mit Seitenzahl im Fuß
\pagestyle{plain}
\tableofcontents}

% ---------------------------------------------------------------------------
\clearpage
%\setcounter{page}{1}
\pagestyle{headings} % ab hier Kopf und Fußzeile
\pagenumbering{arabic} % arabisch nummerierte Seitenzahlen, praktischerweise beginnend bei 1 ;-)

\blinddocument % vier Kapitel Fülltext
\blinddocument
\blinddocument
\blinddocument

\end{document}
PS: zum einbinden von Latex-Code im Forum bitte die CODE-tags bzw. den '#'-Button im Editorfenster benutzen!

fran
11-12-2012, 14:35
Danke, für die schnelle und hilfreiche Antwort.

Der Punkt mit den Seitenzahlen und der Kopfzeile konnte direkt gelöst werden und wird angezeigt wie gewünscht.

Zum andern Punkt: Hatte schon befürchtet das ich evtl. eine neue KOMA-Script-Klasse dazu anzufangen muss. sollte noch jemand diesbezüglich eine einfachere Lsg. zur Hand haben wärs schick, ansonsten wird das Projekt "neue KOMA-Script-Klasse" in die Hand genommen.


Also nochmals 1000 Dank an hakaze, du hast mir sehr geholfen.

Beste Grüße, fran

u_fischer
11-12-2012, 14:44
sollte noch jemand diesbezüglich eine einfachere Lsg. zur Hand haben

Paket anonchap. http://www.tex.ac.uk/cgi-bin/texfaq2html?label=secthead

Aber es ist sicherlich auf Dauer besser, zu einer modernen Klasse zu wechseln.

rstuby
11-12-2012, 18:26
Nicht nur besser, sondern vor allem auch einfacher.

fran
12-12-2012, 11:40
Das glaube ich mittlerweile auch. Trotzdem Danke.

fran
13-12-2012, 12:16
So nochmal ne Frage diesbezüglich (ja ich winde mich noch davor eine neue scrbook datei zu erstellen :D) .

Habe es geschafft das Wort chapter zu eliminieren indem ich den Befehl:


\renewcommand{\chaptermark}[1]{%\markboth{\MakeUppercase{\chaptername}\ \thechapter:\ #1}{}}
durch diesen hier:

\renewcommand{\chaptername}{}
ersetzt habe.

Eigentlich ganz simpel. Jetzt sieht halt mein Kapitelanfang so aus:

1

Introduction

Wenn ich es schaffen würde das beides in einer Zeile steht, wäre ich super zufrieden mit dem gesamten layout und könnte es dabei belassen (was ich irgendwie ziemlich edel finden würde). Gibts da ne Idee wie das in eine Zeile bringen kann.

u_fischer
13-12-2012, 12:23
So nochmal ne Frage diesbezüglich (ja ich winde mich noch davor eine neue scrbook datei zu erstellen :D) .

Habe es geschafft das Wort chapter zu eliminieren indem ich den Befehl:


\renewcommand{\chaptermark}[1]{%\markboth{\MakeUppercase{\chaptername}\ \thechapter:\ #1}{}}
durch diesen hier:

\renewcommand{\chaptername}{}
ersetzt habe.




Aua. Du solltest nicht versuchen, dich selbst ins Knie zu schießen.

fran
13-12-2012, 12:30
Aua. Du solltest nicht versuchen, dich selbst ins Knie zu schießen.
Mit dieser Aussage kann ich leider nichts anfangen. Vor allem, da sich absolut nichts geändert hat von Nummerierung und Layout bis auf das verschwinden von "chapter" (zumindest konnte ich bis jetzt keine Veränderung finden).

u_fischer
13-12-2012, 13:48
Mit dieser Aussage kann ich leider nichts anfangen.

Es ist eine Warnung. Aber ich habe nicht die Absicht, dir hinterherzulaufen und lange Erklärungen zu schreiben, wenn du, um dich um scrbook "herumzuwinden", die vorgeschlagene Wege verlässt und eigene Pfade suchst.

fran
13-12-2012, 15:38
OK, ich bewege mich mit dieser Aktion also auf dünnem Eis. Ich erwarte hier naürlich keine Seitenlangen erklärungen (um Gottes willen).
Grundsätzlich will ich mich auch nicht um ein scrbook herumwinden, aber wies bei Abschlussarbeiten häufig ist, stehe ich unter starkem Zeitdruck. Und da meine Arbeit, bis auf die nachgefragte Sache, ein wunderbares Layout hat (und ich das Wort Chapter so einfach davon entfernen konnte) keimte meine Hoffnung auf eine zeitsparende Lösung nochmal auf. Wohl vergebens.

ctansearch
13-12-2012, 17:17
Versuch's mal mit

\makeatletter
\def\@makechapterhead#1{%
\vspace*{50\p@}%
{\parindent \z@ \raggedright \normalfont
\ifnum \c@secnumdepth >\m@ne
\if@mainmatter
\huge\bfseries \thechapter \space #1
\par\nobreak
\vskip 20\p@
\fi
\fi
\interlinepenalty\@M
\Huge \bfseries \par\nobreak
\vskip 40\p@
}}
\makeatother

Aus book.cls Zeile 386 ff
Aber als allererstes sichere Deine Originaldatei
!!!!

fran
13-12-2012, 17:55
WOOOHOOO:D:D

Dat klappt ja wie geschmiert.

Was für ein wunderbares Forum.

Vielen, vielen Dank an ctansearch.

u_fischer
13-12-2012, 18:10
Dat klappt ja wie geschmiert.


Und tut eigentlich das gleiche wie das bereits erwähnte Paket anonchap.

fran
13-12-2012, 18:36
Mit dem Unterschied, das der Code der von ctansearch gepostet wurde bei mir direkt funktioniert hat, wohingegen das anonchap Paket erst mal primär Fehlermeldungen verursacht hat (Ob ich jetzt einfach zu dämlich war das Paket richtig einzubauen oder nicht bleibt natürlich ne offene Frage :) ).

Egal, wichtig ist das jetzt alles so aussieht wie geplant.


Also nochmal einen herzlichen Dank an alle die mich mit spitzenmäßigen Infos versorgt haben, welche mir definitiv halfen um alle bestehenden Probleme zu beseitigen (und das echt verdammt schnell)

u_fischer
13-12-2012, 18:51
Mit dem Unterschied, das der Code der von ctansearch gepostet wurde bei mir direkt funktioniert hat, wohingegen das anonchap Paket erst mal primär Fehlermeldungen verursacht hat

Schwer vorstellbar. Das Paket enthält nichts, was Ärger machen könnte. Und das hier funktioniert bei mir tadellos:


\documentclass{book}
\usepackage{anonchap}
\simplechapter
\begin{document}
\tableofcontents
\chapter{abc}
\end{document}

Auf jeden Fall solltest du, wenn du einen Fehler bekommst, nicht einfach schweigen und versuchen mit seltsamen Eigenbasteleien dem Problem auszuweichen. In LaTeX sollte man Fehler angehen und lösen.

fran
13-12-2012, 19:40
Aha, ja das funktioniert jetzt auch. Gehe ich recht in der Annahme, das sich der Befehl


\renewcommand{\chaptermark}[1]{%\markboth{\MakeUppercase{\chaptername}\ \thechapter:\ #1}{}}

und das Paket


\usepackage{anonchap}
\simplechapter

gegenseitig fisten? Setz ich ein % vor den ersten Befehl, dann passt alles. Auch mit dem gekürzten Befehl
\renewcommand{\chaptername}{} läufts (der ändert jetzt nix am Layout)

brauch ich den Befehl dann eigentlich noch (also den gekürzten)?

ctansearch
13-12-2012, 21:25
@fran
Ich bin nicht der Meinung, daß man für jeden "hickup" eine neue sty-Datei einbinden sollte und in Ehrfurcht erstarren muß.
LaTeX zerfließt mittlerweile in tausende Einzellösungen, die zwar alle ihre Berechtigung haben und auch funktionieren, aber kaum mehr überblickt werden können.
Wie Du siehst, wenn Du meinen Vorschlag und die Datei anonchap vergleichst, tun beide dasgleiche, anonchap ist aber perfekter ausgearbeitet und lagert den alten Befehl aus, um ihn später wiederherzustellen.
Leider fehlt aber in anonchap und vielen anderen Patches ein Hinweis darauf, welchen Befehl aus der Originaldatei sie verändern. Dahinterblicken kann man aber erst, wenn man den Originalbefehl/-abschnitt anschaut.

So hast Du nun beide Perspektiven und kannst damit experimentieren, und Du solltest experimentieren!
Jedem steht frei, mit TeX/ LaTeX herumzuspielen. Ohne Spielereien wären beide längst vergessen. Die wichtigeste Erkenntnis ist, daß Du dasselbe tun kannst, wie anonchap.sty und book.cls und Du warst auch auf dem richtigen Weg und hättest in Kürze selbst zu der Lösung gefunden, die in anonchap angeboten wird.

u_fischer
14-12-2012, 10:17
Wenn du wirklich die Zeile


\renewcommand{\chaptermark}[1]{%\markboth{\MakeUppercase{\chaptername}\ \thechapter:\ #1}{}}

In deinem Dokument hast, ist es kein Wunder, wenn du Fehler bekommst. Das ist ja das gleiche wie


\renewcommand{\chaptermark}[1]{

D.h. da ist eine offene Klammer, die nie geschlossen wird.


Ich bin nicht der Meinung, daß man für jeden "hickup" eine neue sty-Datei einbinden sollte und in Ehrfurcht erstarren muß.

Nun, ich finde in der Präambel einen einfachen \usepackage-Befehl deutlich ordentlicher als mehrere Zeilen Code. Frans Präambel würde sicherlich besser lesbar sein, wenn geometry statt der ganzen \setlength-Befehle benutzt würde. Und wenn die ganzen Symboldefinitionen in einer eigenen Datei wären es auch nicht schlecht.

ctansearch
15-12-2012, 23:05
@u.fischer

Nein, der Code ist nicht "lesbarer", wenn Pakete verwendet werden. Man benutzt bloss komplexen Code, ohne ihn zu kennen und verläßt sich auf zusammengefasste Lösungen und Platzhalter (\usepackage{xy}).

Das mag für Laien effektiver sein, bringt diese aber nicht weiter. Der Code jedes Paketes wird verdeckt in das Dokument eingebracht, er wird aber nicht mehr gelesen. Letztendlich weiß der Anwender nicht mehr, was er tut.

"Lesbar" ist ein Code nur dann, wenn der Anwender alle benutzten Codes in das Dokument hineinkopiert, oder jeder Codeleser die verwendeten Pakete öffnet und liest.

Was Du mit "Lesbarkeit" meinst, ist bloss die Reduzierung des Codes auf Platzhalter und nur eine Ausblendung, um das Codefragment, das man erstellt, möglichst kurz zu halten.

Das ist sinnvoll, es ist aber keine "Lesbarkeit".

Es ist für Anfänger durchaus sinnvoll, einmal den benutzen Code wörtlich in das Dokument einzukopieren, um zu erfahren, welche Komplexität ein solcher Code erreicht und wie umfangreich ein Quelltext werden kann.

klops
16-12-2012, 11:46
Was ctansearch hier als Lesbarkeit verkauft will ist in Wirklichkeit ein ggf. sehr tiefer Einblick in die Funktion von TeX. Einen Einblick, den er selbst langsam zu erlangen sucht, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Mit der Lesbarkeit des Codes von Dokumenten hat das aber nichts zu tun. Nach seiner Logik dürfte man nicht einmal plainTeX geschweige denn LaTeX verwenden, sondern müsste im Sinne dessen, was er als Lesbarkeit bezeichnet, alles auf Basis von TeX-Primitiven selbst schreiben. Für den normalen Anwender ist das natürlich Unfug und das ist ihm sicher auch klar.

In Wirklichkeit ist ein entscheidendes Kennzeichen der Lesbarkeit von Code natürlich, dass komplexe Funktionen hinter (scheinbar) einfachen aber teilweise sehr mächtigen Anweisungen verborgen werden. In der Regel sollte das hierarchisch geschehen, also die Definitionen von mächtigen Anweisungen durch weniger mächtige erfolgen, die wiederum durch noch weniger mächtige Anweisungen definiert sind bis hinunter zu Primitiven. Auf allen Ebenen sollte eine ordentliche Dokumentation erfolgen. Je nach Aufgabenbereich des Anwenders muss der Anwender dann nur die Dokumentation der Ebene lesen, die seinem Aufgabenbereich entspricht, und sich auch nur mit den Anweisungen dieser Ebene beschäftigen. Das ist sinnvoll und erhöht für den Anwender die Lesbarkeit des Codes.

Darüber hinaus hat es den Vorteil, dass bewährtes verwendet wird. Nicht immer aber häufig erhöht das auch die Stabilität. Es bedeutet normalerweise auch, dass die Wartbarkeit erhöht wird. Wenn man nämlich nur Pakete lädt, profitiert man automatisch von den Fehlerkorrekturen anderer. Wenn man hingegen Low-Level-Code in sein Dokument einbaut, muss man diesen ggf. selbst immer wieder anpassen. Wenn man diesen dann auch noch weiter gibt, trägt man auch für die dadurch entstehenden Generationen an weitergegebenem Code die Verantwortung. Wohin das führt, sehen wir in Anwenderforen und im Support nahezu täglich an fehlerhaft zusammenkopiertem Code.

Nun hat ctansearch, wie er in früheren Beiträgen erkennen lies, einen ganz anderen Ansatz für die Benutzung eines Satzsystems als das der durchschnittliche Anwender haben dürfte. Deshalb will ich nicht ausschließen, dass er für sich alleine absolut richtig liegt. Wenn ich auf meine 20-jährigen Praxis der Betreuung von Anwendern unterschiedlichen Wissenstandes zurück blicke, dann bezweifle ich allerdings, dass er für die Masse der Anwender richtig liegt.

Ich kann daher Ulrike nur aus vollem Herzen zustimmen und empfehlen: Wenn es für die Lösung eines Problems bereits ein Paket gibt, sollte man das verwenden. Definitionen von Anweisungen und Umgebungen in der Dokumentpräambel sind immer nur (Not-)Lösungen für Einzelfälle aber normalerweise weder ideale Lösungen noch erhöhen sie die Lesbarkeit.

ctansearch
16-12-2012, 20:48
Nach seiner Logik dürfte man nicht einmal plainTeX geschweige denn LaTeX verwenden, sondern müsste im Sinne dessen, was er als Lesbarkeit bezeichnet, alles auf Basis von TeX-Primitiven selbst schreiben.
Genau das meine ich nicht! Ich spreche durchaus von aktuellen Codes und nicht von TeX-Primitiven.
Was Du mit Lesbarkeit meinst, ist das Zusammenfassen und Komprimieren von Codes, was den ursprünglichen Code auf eine immer höhere Ebene der Abstraktion hebt. Der richtige Begriff ist Übersichtlichkeit.

"Lesen" kann man eine solche Abstraktion aber nur dann, wenn man weiß, was sie bedeutet.

ctansearch
16-12-2012, 22:23
@klops
Hier ein Beispiel und ein Denkaufgabe zum Problem:

Die einfache Latex-Datei test.tex enthält die Codezeilen:


\documentclass[a4paper]{article}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\begin{document}
Ach wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß'.
\end{document}

Das sind 6 Zeilen Code. Die tatsächliche Anzahl der verarbeiteten Codezeilen ist aber 2216 .
(Ich kann diese hier nicht einstellen, man kann sie sich aber anhand der Meldungen beim Kompilieren selbst zusammenkopieren.)

Die TeX-Datei enthält

Ach wie gut da\ss niemand wei\ss, da\ss\ ich Rumpelstilzchen hei\ss'.
\bye
Das sind 2 Zeilen Code. Die tatsächliche Anzahl der verarbeiteten Codezeilen ist 2.
(Maschinell sind beide natürlich nur eine Zeile Code, die Umbrüche sind schon der Übersichtlichkeit geschuldet..)

Das Ziel dieser Denkaufgabe ist, die Datei kompilierbar und lesbar zu halten, unter der Bedingung, daß nur das Programm(TeX/LaTeX) und der Quellcode dieser einen Datei verfügbar ist.

Was wäre Deine Lösung?

(Anmerkung: Natürlich ergeben sich solche Fragen aus meinem Bemühen, TeX zu verstehen, das siehst Du ganz richtig, ich bin deshalb offen für Deine Einwendungen.)

klops
17-12-2012, 18:02
Mit Deinem plainTeX-Beispiel hast Du aber noch keine deutschen Trennmuster. Eine äquivalente LaTeX-Lösung wäre also ebenfalls ohne babel. Damit sind dann auch nur noch Teile verwendet, die Teil von LaTeX selbst sind. Dabei hast Du neben einigen Vorteilen wie den Seitenspiegelvoreinstellungen, die für A4 geeignet aber auch für andere Papierformate wählbar sind, auch noch gleich die bessere Lesbarkeit durch Verwendung von echten Umlauten und ß.