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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Probleme mit multibib und jurabib



snuratic1
19-05-2010, 20:09
Hallo,

ich habe - wie der Titel sagt - ein Problem damit, Jurabib und Mulitbib gemeinsam zu verwenden; zumindest vermute ich, dass das Problem daher rührt. Ich werde noch ein Beispiel anhängen für den Fehler, meine eigentliche Frage ich aber, ob sich ein Umstieg auf biblatex lohnt. Ich hab noch nicht alle 200 Seiten des Manuals gelesen (sorry), aber es scheint so, dass biblatex mit einem Package all das vollbringt, was ich brauche. Außerdem wird Jurabib ja nicht mehr unterstützt.

Also Folgendes: Es geht um eine germanistische Arbeit. Ich brauche zwei Literaturverzeichnisse (Primärtexte und Sekundärliteratur), wobei die Texte, die im Verzeichnis der Primärtexte erscheinen, nur mit dem shorttitle zitiert werden sollen (Also anstatt "Konrad von Würzburg: Pantaleon" nur "Pant."), im ersten cite aber mit dem vollen Biibliothekseintrag (also mit Ort, Datum und allem, das habe ich bislang noch nicht raus...). Die Texte der Sekundärliteratur sollen grundsätzlich mit vollen Autornamen und dem shorttitle zitiert sein (Also anstatt "Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters" nur "Ehrismann: Geschichte"). Wie kann ich das umsetzen oder anders gefragt, kann ich das mit biblatex umsetzen? Ich würde mich ungern durch 200 Seiten Manual kämpfen, wenn es letzlich doch nicht geht.

Was mein Problem mit multibib und jurabib zurzeit angeht, möchte ich an diesem Beispiel demonstrieren (ich bitte um Entschuldigung, falls unnötige Codes enthalten sind, aber so läuft das Beispiel bei mir zumindest).


\documentclass{scrbook}
\usepackage[polutonikogreek,ngerman]{babel}
\newcommand*{\g}[1]{\selectlanguage{polutonikogreek}{#1}\selectlangua ge{ngerman}}
\newcommand{\aaa}{\foreignlanguage{polutonikogreek }} % Definition von Befehlen zur Einbettung von griechischem Text.
\usepackage{jurabib}
\jurabibsetup{
commabeforerest,
titleformat={all,colonsep},
superscriptedition=year,
bibformat=compress,
% authorformat=allreversed,
crossref=long,
see
}
\usepackage{multibib}
\newcites{p}{Primärtexte}

\begin{document}


\citefieldp[V. 437248]{shorttitle}{Alex70}

\cite[S. 35]{Brunner85}

\bibliographystylep{jurabib}
\bibliographyp{literatur}

\renewcommand{\bibname}{Sekundärliteratur}
\bibliographystyle{jurabib}
\bibliography{literatur}

\end{document}

Hier die Angaben in der Datei literatur.bib:


@BOOK{Alex70,
AUTHOR = {{Rudolf von Ems}},
TITLE = {Alexander},
titleaddon = {Ein höfischer Versroman des 13. Jahrhunderts},
shorttitle = {Alex.},
YEAR = {1970},
address = {Darmstadt},
note = {Nachdruck der Originalausgabe von 1928/29, herausgegeben von Victor Junk}
}
@Inproceedings{Brunner85,
author = {Horst Brunner},
title ={Konrad von Würzburg},
year = {1985},
pages = {Sp. 272-304},
address = {Berlin/New York},
edition = {2},
Booktitle = {VL},
Volume = {5}
}


So werden mir beide Titel - obwohl eigentlich klar Literaturverzeichnis 1 und 2 zugeordnet - beide unter Primärtexte ausgegeben.

Wenn ich aber im Text die Reihenfolge der Zitation vertausche, also Brunner85 vor Alex70, stimmt die Ausgabe.

Ich komme weder mit dem Internet noch mit den Manuals der beiden Packages weiter. Auch bin ich kein Pro in latex, von daher wäre ich sehr dankbar für Hilfestellung. Wie gesagt, ich bin nicht an Jurabib und Multibib gebunden, wenn biblatex mein Problem löst, arbeite ich mich da auch gern ein! D.h. sollte mein Probelm mit Multibib und Jurabib zu lösen sein, mit biblatex aber wesentlich eleganter umsetzbar sein, wäre ich für einen Hinweis sehr dankbar!

Die Reihenfolge der Kompilierung sollte ich jedenfalls eingehalten haben:

latex Hauptdatei
bibtex p.aux
bibtex Hauptdatei
latex Hauptdatei
latex Hauptdatei

Vielen Dank!

lockstep
20-05-2010, 17:39
Ich brauche zwei Literaturverzeichnisse (Primärtexte und Sekundärliteratur),

Das schafft biblatex sogar mit nur einem bibtex-Aufruf. Kategorie "primary" definieren, betreffende Werke zuordnen, Bibliographie getrennt ausgeben (und Überschrift nach Wunsch definieren).


wobei die Texte, die im Verzeichnis der Primärtexte erscheinen, nur mit dem shorttitle zitiert werden sollen (Also anstatt "Konrad von Würzburg: Pantaleon" nur "Pant."), im ersten cite aber mit dem vollen Biibliothekseintrag

biblatex kann mit dem Feld shorttitle umgehen, aber dein Wunsch (Zitat ohne Autor, nur mit einem Kürzel) wird mit dem Feld shorthands erfüllt. Das Vollzitat beim ersten Mal erreicht man mit der Option "style=verbose" (bzw. verwandten Optionen). Statt der ersten Bibliographie gibt man ein Sigel-/Shorthandverzeichnis aus.


Die Texte der Sekundärliteratur sollen grundsätzlich mit vollen Autornamen und dem shorttitle zitiert sein (Also anstatt "Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters" nur "Ehrismann: Geschichte").

Nun kommt das Feld shorttitle zum Einsatz. Allerdings müsstest du damit leben, dass auch die Sekundärliteratur beim ersten Mal als Vollzitat ausgegeben wird (falls du das nicht ohnehin mit "grundsätzlich" gemeint hast).


Wie kann ich das umsetzen oder anders gefragt, kann ich das mit biblatex umsetzen? Ich würde mich ungern durch 200 Seiten Manual kämpfen, wenn es letzlich doch nicht geht.

Wie gesagt, zumindest fast. :) Beispiel folgt. (Anmerkung: Das Feld pagination bei Ems70 sorgt für die korrekte automatische Formatierung ["V."] von Zitaten bestimmter Versnummern.)



\documentclass{article}

\usepackage[latin9]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[ngerman]{babel}

\usepackage[style=verbose]{biblatex}
\usepackage{csquotes}

\DeclareBibliographyCategory{primary}
\addtocategory{primary}{Ems70}

\usepackage{filecontents}

\begin{filecontents}{\jobname.bib}
@book{Ems70,
author = {von Ems, Rudolf},
title = {Alexander},
titleaddon = {Ein höfischer Versroman des 13. Jahrhunderts},
shorthand = {Alex},
year = {1970},
location = {Darmstadt},
publisher = {Wissenschaftliche Buchgesellschaft},
note = {Nachdruck der Originalausgabe von 1928/29, hrsg. von Victor Junk},
pagination = {verse},
}

@book{Ehr1918,
author = {Ehrismann, Gustav},
title = {Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters},
shorttitle = {Geschichte},
year = {1918},
location = {München},
publisher = {Beck},
}
\end{filecontents}

\bibliography{\jobname}

\begin{document}

Ein bisschen Text \autocite{Ems70}.

Und noch ein wenig Text \autocite{Ehr1918}.

Und noch mehr Text \autocite[99]{Ehr1918}.

Und noch mehr Text \autocite[999]{Ems70}.

\printshorthands[category=primary,title={Primärtexte}]

\printbibliography[notcategory=primary,title={Sekundärliteratur}]

\end{document}


lockstep

snuratic1
21-05-2010, 09:03
Vielen, vielen Dank! Habe es mittlerweile auch schon selbst ausprobiert und biblatex ist echt mal super!!!!! Die Installation war etwas umständlich, da ich zusätzlich noch das etoolbox und das csquotes Package aktualisieren musste, dann hat es aber reibungslos geklappt!

Ein Tag und ich hatte meine ganze Arbeit umgestellt, und zwar so, dass es läuft ;)

Ich habe es ein klein wenig anders gemacht, ich benutze das biblatex-dw Package (als authortitle-dw), das formatiert die Titelausgabe so, wie ich sie haben will. Super Sache, ohne viel Fummelei.

Die Literaturverzeichnisse trenne ich durch das keywords-Feld:


\printbibliography[keyword=Prim,heading=subbibliography,title={Primär texte}]
\printbibliography[keyword=Sek,heading=subbibliography,title={Forschu ngsliteratur}]


Vielleicht fällt mir ja später noch ein, dass ich noch ein extra Verzeichnis für Lexikonartikel oder so brauche, dann ist die Umstellung auf drei (oder mehr) Verzeichnisse später nicht so auswendig.

Das pagination-Feld hab ich auch schon entdeckt ;) Da ist nur zu beachten, dass man, wenn man sowas wie "V. 239ff." haben will, nicht einfach in das Argument [239 ff.] schreiben kann, das versteht biblatex nicht als Zahl. Kann man aber einfach lösen durch [239\psq] (für "f.") bzw. [239\psqq] (für "ff.").

Dass nur die Titel der Primärliteratur ausgegeben werden, habe ich bislang durch den entsprechenden shorttitle Eintrag im der .bib Datei gelöst und indem ich die Primärtexte mit \citetitle zitiere. Das funktioniert. Werde mir das mit dem shorthand Befehl aber mal anschauen, das hab ich bislang noch nicht gefunden.

Summa summarum möchte also auch ich allen, wirklich allen, die eine geisteswissenschaftliche Arbeit mit Latex schreiben wollen, die Verwendung von biblatex empfehlen! Nicht von 200 Seiten Manual anschrecken lassen, da steht viel drin, was man eh nicht unbedingt braucht. ;)

snuratic1
21-05-2010, 09:34
Habe shorthand gerade getestet, das ist optimal, jetzt kann ich im Text wirklich strikt mit dem \cite Befehl zitieren und brauche mir keine Gedanken machen, ob ich gerade Primär- oder Sekundärliteratur zitiere! Super. Ich habe nun alles - glaube ich - so eingestellt, dass biblatex das macht, was ich möchte. Also für die, die es interessiert:

In der Präambel:

\usepackage{csquotes}
\usepackage[style=authortitle-dw,namefont=smallcaps,edsuper=true,firstfull=true, idemtracker=false]{biblatex}
%authortitle-dw stzt verschiedene Punktierungen
%(z.B. Doppelpunkt nach Autor)
%smallcaps setzt den Autor (oder Hrsg.) Namen in Kapitälchen,
%edsuper zeigt die Ausgabe als Index vor der Jahreszahl an,
%firstcite gibt die Erstnennung des Zitats als volles Zitat aus
%(wie in der Bibliographie, bei Verwendung von shorthand gefolgt von
%(im Folgenden zit. als ...),
%idemtracker schaltet die ders. oder ebd. Automation aus
\bibliography{literatur} %verweist auf die Datei literatur.bib


Und im Text:

\printbibheading[heading=bibintoc] %Argument erzeugt Eintrag im Literaturverzeichnis
\printbibliography[keyword=Prim,heading=subbibliography,title={Primär texte}]
\printbibliography[keyword=Sek,heading=subbibliography,title={Forschu ngsliteratur}]

lockstep
21-05-2010, 12:14
Ein Tag und ich hatte meine ganze Arbeit umgestellt, und zwar so, dass es läuft ;)

Das könnte man fast als Werbeslogan für all die Leute nehmen, die drei Wochen vor dem Abgabetermin ihrer Arbeit trotz unsauberer Formatierungen an anderen Paketen festhalten. :D


Die Literaturverzeichnisse trenne ich durch das keywords-Feld:

Die von mir verwendete Trennung nach Kategorien ist vorteilhaft, wenn man eine "zentrale" bib-Datei für mehrere Arbeiten verwendet und zitierte Werke je nach Arbeit in unterschiedliche Kategorien einordnen muss.


Das pagination-Feld hab ich auch schon entdeckt ;) Da ist nur zu beachten, dass man, wenn man sowas wie "V. 239ff." haben will, nicht einfach in das Argument [239 ff.] schreiben kann, das versteht biblatex nicht als Zahl. Kann man aber einfach lösen durch [239\psq] (für "f.") bzw. [239\psqq] (für "ff.").

\psq und \psqq haben vor allem den Vorteil, dass ein späterer Umstieg z.B. auf "f" und"ff" (ohne Abkürzungspunkt) mit je einer Umdefinition in der Präambel zu erreichen ist. Logisches Markup eben.


Summa summarum möchte also auch ich allen, wirklich allen, die eine geisteswissenschaftliche Arbeit mit Latex schreiben wollen, die Verwendung von biblatex empfehlen! Nicht von 200 Seiten Manual anschrecken lassen, da steht viel drin, was man eh nicht unbedingt braucht. ;)

Irgendwann, wenn du andere Leute (z.B. in diesem Forum) bei ihrem biblatex-Einstieg unterstützt, solltest du das Handbuch schon gelesen haben. ;) Bis dahin empfehle ich noch die Artikel von Dominik Waßenhoven (http://biblatex.dominik-wassenhoven.de/dtk.shtml).

lockstep