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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verständnisfragen zu DVI und PDF



marius79
16-08-2007, 13:25
Hallo,

mir ist eben zum ersten mal aufgefallen, dass sich ein mit "latex datei.tex" erzeugtes dvi-Dokument optisch von einem mit "pdflatex datei.tex" erzeugten pdf-Dokument unterscheidet. Das Aussehen der Schrift scheint gleich, aber die Zeilen werden anders umgebrochen, so dass sich auch der Text anders verteilt.

Sehe ich das richtig, dass pdflatex direkt das pdf aus der tex-Datei erstellt? Eine andere Methode, ein pdf zu erstellen wäre also z. B. "latex datei.tex => dvips datei.dvi => ps2pdf datei.ps"? Wäre das daraus entstehende pdf dann optisch mit dem dvi-Dokument identisch?

Und welches pdf ist denn "näher" am "echten" Ergebnis? Gibt es das pdf, so wie es laut tex-Datei aussehen sollte, eigentlich? Welche Vorteile und Nachteile sind mit den beiden Varianten verbunden? Bei Verwendung von pdflatex muss man doch z. B. auf pstricks verzichten, oder? Gibt es weitere Pakete, die da etwas heikel sind?

Tut mir leid, dass es so viele Fragen sind. Ich hoffe, nicht allzu wirr gefaselt zu haben.

Vielen Dank
marius

countbela666
16-08-2007, 14:37
Hallo, Marius,

mir ist eben zum ersten mal aufgefallen, dass sich ein mit "latex datei.tex" erzeugtes dvi-Dokument optisch von einem mit "pdflatex datei.tex" erzeugten pdf-Dokument unterscheidet.Wenn es soweit geht, dass anders umbrochen wird, ist das sehr mysteriös. Hast du ein Paket wie microtype eingebunden, das bestimmte Funktionen nur mit pdflatex zur Verfügung stellt? Ansonsten könnte ich mir nur noch vorstellen, dass bestimmte Schriften nicht korrekt installiert sind und nicht für jedes Format richtig eingebunden werden können. Vielleicht ist deine LaTeX-Installation auch nicht richtig konfiguriert worden oder veraltet. Möglicherweise gibst du bei manchen Paketen wie z. B. hyperref zu viele oder falsche Treiber an. Im Zweifelsfall Treiberangaben immer weglassen.

Ein Minimalbeispiel mit vorangestelltem \listfiles und das dazugehörige Logfile würde wahrscheinlich eher Licht ins Dunkel bringen.

Sehe ich das richtig, dass pdflatex direkt das pdf aus der tex-Datei erstellt?Ja.

Eine andere Methode, ein pdf zu erstellen wäre also z. B. "latex datei.tex => dvips datei.dvi => ps2pdf datei.ps"? Wäre das daraus entstehende pdf dann optisch mit dem dvi-Dokument identisch?Wenn alles glatt läuft schon, aber auch hier könnten oben genannte Fehler (marginal) unterschiedliche Ausgaben produzieren.


[viele weitere Fragen]Allgemeines Blabla zu DVI, PDF und PS habe ich hier (http://www.mrunix.de/forums/showthread.php?p=238401) schon mal von mir gegeben. Vielleicht beantwortet das ja einiges.

Grüße
Marcel

marius79
16-08-2007, 19:13
Hallo, Marius,
Wenn es soweit geht, dass anders umbrochen wird, ist das sehr mysteriös. Hast du ein Paket wie microtype eingebunden, das bestimmte Funktionen nur mit pdflatex zur Verfügung stellt?
Ja, microtype benutze ich. Ein vorheriger Blick in die Doku (Abschn. 3.5) hätte auch nicht geschadet:

When generating DVI files, font expansion has to be enabled explicitly.

Vielleicht liegt es ja daran?

Ein Minimalbeispiel mit vorangestelltem \listfiles und das dazugehörige Logfile würde wahrscheinlich eher Licht ins Dunkel bringen.
Ein MB hab ich nicht gepostet, weil ich eigentlich dachte, es wäre ganz normal, dass sich die beiden Outputs unterscheiden. Sorry. Momentan bekomme ich das Phänomen auch nicht so einfach reproduziert. Wenn es mit einem Minimalbeispiel klappt, melde ich mich hier nochmal.

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Grüße
marius

countbela666
17-08-2007, 06:29
Ja, microtype benutze ich. Ein vorheriger Blick in die Doku (Abschn. 3.5) hätte auch nicht geschadet:

When generating DVI files, font expansion has to be enabled explicitly.

Vielleicht liegt es ja daran?Gut möglich. Das folgende MB ergibt mit pdfLaTeX kompiliert ein gänzlich anderes Umbruchverhalten als mit LaTeX, DviPs und ps2pdf kompiliert:

\documentclass[ngerman]{scrartcl}
\usepackage{babel,blindtext,microtype}
\begin{document}
\Blinddocument
\end{document}Grüße
Marcel

marius79
17-08-2007, 16:31
Ich muss gestehen, dass ich mir die microtype-Doku noch nicht wirklich zu Gemüte geführt habe -- es sieht schöner aus, das reicht mir für's Erste. Aber allein von den Worten her: "font expansion" hört sich doch an, als würden tendenziell weniger Zeichen in eine Zeile passen, oder? Und bei Deinem MB scheint ja auch genau das zu passieren. Das ist also mit der zitierten Stelle aus der Doku konsistent.

In dem Text, der mich zu diesem Beitrag veranlasst hat, scheint es aber genau anders herum zu sein. Das folgende nicht ganz minimale Beispiel reproduziert das Phänomen für die Zusammenfassung:

\documentclass{article}
\usepackage[english,ngerman]{babel}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[osf]{mathpazo}
\usepackage[scaled=.95]{helvet}
\usepackage{microtype}
\linespread{1.05}
\begin{document}
\selectlanguage{english}
\begin{abstract}
In the second part of our talk I will argue for the following thesis: any logic of ability that formalises the ``can'' of ability as an operator that is applied to propositions cannot serve as an adequate model for this notion. Rather, the formal pendant should require a term that denotes an action as its complement. I will sketch a framework that meets this desideratum.
\end{abstract}
\end{document}
In die vorletzte Zeile passt bei dem mit pdflatex erstellten pdf noch das "as", das im dvi schon in der letzten Zeile untegebracht werden muss.

Grüße
marius