Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Diagramm-Geilheit oder "UML und alles wird gut?!?!"
Moin,
ich rege mich gerade tierisch auf, denn ich sitze hier schon seit Stunden in der Uni und versuche verzweifelt, ein UML Use-Case-Diagramm für ein Projekt (http://www.mrunix.de/forums/showthread.php?t=50044) (Falls mir da einer der Java-Kundigen nochmal einen kleinen Denkanstoß geben könnte, wär' das echt super :) ) anzufertigen, in dem es gar keine Use-Cases gibt (mein Programm analysiert Daten und das läuft automatisch, oder soll ich jetzt aus der zu verarbeitenden Datei mit den Datene einen "Actor" machen?).
Und woran liegt das: Das liegt daran, das irgendein Mensch, der mir niemals im Dunkel begegnen sollte, mal beschlossen hat, dass UML toll ist und alle Probleme löst.
Ich habe letzten Freitag meinem Betreuer klipp und klar gesagt, dass mir diese ganzen Standard-UML-Diagramme in diesem Fall einen feuchten Sch*-dreck helfen und ich habe ihm auch klarzumachen versucht, welche Arten von Diagrammen _mir_ helfen und welche Diagramme ich _jetzt_ brauche. Und ich hatte echt die Hoffnung, dass dieser Idiot es mal schafft, aus seinem 08/15-Schema auszubrechen und anzuerkennen, dass es auch Menschen gibt, die eben _nicht_ stumpf nach Schema arbeiten.
Denn eins möchte ich mal festhalten, das Projekt, das ich für diesen eigentlich lächerlich unwichtigen Kurs umzusetzen gedenke, ist um ein vielfaches komplexer und umfangreicher als die Projektvorschläge von der Liste. Finde ich sowieso toll: Da müssen Studenten nicht mal mehr ein eigenes Thema finden, sondern können schön von der Liste wählen, u.a. eine weitere Umsetzung von Mastermind oder Tetris. Und das an einer Universität, da ist es ja kein Wunder, wenn die Unis dem Arbeitsmarkt keine Qualität mehr liefern.
Zurück zum Thema: Ich habe also diesem Projektbetreuer letzte Woche auf 16 Seiten aufgeschrieben, wie ich das Projekt angehen werde und jeder Blinde hätte da lesen können, dass ich sehr genau weiß, was ich tue (wer's nicht glaubt, darf gerne den kompletten Projektvorschlag per PN von mir anfordern) und wenn ich jetzt hier dadurch gebremst werde, dass so ein Volltrottel von Betreuer sein Schema-F umsetzen möchte und hier Diagramme sehen will, die mir absolut gar nichts bringen.
Und das geilste ist überhaupt, dass mir dieser Betreuer gesagt hat, dass wir die Diagramme hauptsächlich für uns selbst zeichnen sollen, denn die sollen ja uns Studenten helfen. Na ja, jedenfalls habe ich gestern Abend die Diagramme fertiggemacht, die ich jetzt in dieser Phase meines Projekts brauche und ihm die geschickt und ihm auch gesagt, dass ich ihm immer, wenn ich weitere Diagramme benötige, die dann natürlich auch schicke, damit er glücklich ist.
Und als ich dann heute nachmittag die Email bekommen habe, er hätte gerne noch ein Use-Case-Diagramm, da habe ich zwar gleich gedacht "Der Typ hat keinen blassen Schimmer, wovon ich hier die ganze Zeit rede, aber ich hab' gedacht, dann knallst Du ihm da halt irgendetwas nichtssagendes hin und er ist glücklich. Aber mittlerweile ist mir das so zuwider, dass ich kotzen könnte, sorry, aber ich bin sauer :mad:
//EDIT
Ich finde das eh' geil, da werden oft tolle Diagramme und Pläne verlangt und alles soll schon bis ins kleinste Detail durchgeplant sein und am Ende gibt es tausend tolle Diagramme aber kein Programm, weil dafür war dann keine Zeit mehr.
Ich stelle ja gar nicht in Frage, dass es in vielen Situationen hilfreich ist, Abläufe zu visualisieren, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mittlerweile ein Diagramm- und Methodik-Fanatismus um sich greift, der immer mehr außer acht lässt, dass am Ende ein Ergebnis stehen soll und keine Methode, wie das Ziel erreicht werden könnte. Für mich ist immer noch das Ziel das Ziel und nicht der Weg.
//EDIT
Die Dozenten/Betreuer sollten doch froh sein, dass mal jemand freiwillig mehr als das Minimum macht, aber nein, mein Schema ist mir heilig...
Ach so, nur damit ihr mal einschätzen könnt, wie da die Verhältnisse liegen:
Bei der letzten Besprechung habe ich wie verlangt, meine Liste abgearbeitet und runtergepredigt, was ich so an Konzepten und Werkzeugen einsetzen werde: Ich teste mit JUnit, automatisiere den ganzen Kleinkram mit Ant (davon hatte der Betreuer noch nie gehört, das muss man sich mal reinziehen bei einem ausgewiesenen Java-Projekt!!!), setze Diagramme mit MetaPost/MetaUML und Dokumente werden mit LaTeX gesetzt.
Seine Reaktion, und das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Er würde ja Eclipse verwenden (das war wohl seine Entschuldigung, warum er Ant nicht kennt) und dann hat er mich gefragt, ob ich schon mal von Javadoc gehört hätte! Wow, Ja-va-doc, ne was ist das denn? In dem Moment war ich meinen Eltern dankbar, dass sie mir beigebracht haben, in bestimmten Momenten spontane Reaktionen zu unterdrücken :rolleyes:
Sorry, dass ich euch damit nerve, aber irgendwie kann das doch nicht sein, ich erwarte von meinem Ausbilder, dass er besser ist als ich, aber wie soll ich den Typen denn um Rat fragen, wenn ich mal wirklich mit einem Problem hänge das z.B. mit Concurrency zu tun hat?
So long,
Liberty
P.S.:
Obwohl: Letztes Jahr habe ich einem Übungsgruppenleiter in dem Kurs "Programming in Java" erklären dürfen, was Annotations sind...
Mein Tipp: Geh nach Hause, schlaf aus und schau dir das ganze morgen nochmals in Ruhe an. Sieht dann (hoffentlich) schon viel besser aus...
MfG Bischi :)
PS: Vielleicht verrätst du uns dann morgen auch noch, was du genau mit diesem Post bezweckt hast. Es könnte zwar auch daran liegen, dass ich schon ein klein wenig müde bin... Aber irgendwie hab ich nicht ganz verstanden, was du möchtest (ausser, dass du nicht ganz glücklich mit deinem Betreuer bist ;) )
Moin,
würde ich ja gerne, aber die Deadline läuft gleich (theoretisch in 20 Minuten) aus... Ich werde meinem Betreuer wahrscheinlich gleich mal ein paar deutliche Worte schreiben...
Und außerdem wollte ich mal rumhören, ob bei euch in der Firma/Uni/FH/TU auch manchmal (ist ja zum Glück nicht immer so) die Qualität der Assistenten zu wünschen übrig lässt und so eine Methodik-Besessenheit um sich greift.
So long,
Liberty
würde ich ja gerne, aber die Deadline läuft gleich (theoretisch in 20 Minuten) aus... Ich werde meinem Betreuer wahrscheinlich gleich mal ein paar deutliche Worte schreiben...
Mach das auf keinen Fall! Das bringt dir nichts und ihm auch nicht... Schön höflich bleiben, ihm auf eine nette Art mitteilen, wo du Probleme hast... Wenn du ihn offen kritisierst, kann er nicht anders, als mit dir gleich zu verfahren (auch wenn du das jetzt vielleicht als unfair entfindest - glaub mir: Ist besser so!)
Und außerdem wollte ich mal rumhören, ob bei euch in der Firma/Uni/FH/TU auch manchmal (ist ja zum Glück nicht immer so) die Qualität der Assistenten zu wünschen übrig lässt und so eine Methodik-Besessenheit um sich greift.
Wir hatten auch schon etliche SEHR schlechte Assistenten... Das gibts leider (einem musste ich mal ne halbe Stunde was erklären, was er eigentlich mir hätte erklären sollen...)
Naja - ruhig bleiben und den Schaden begrenzen.
Lg Bischi
PS: Versteh mich jetzt nicht falsch: Du musst keineswegs alles akzeptieren - nur solltest du nach Möglichkeit den anderen nicht allzu direkt angreifen. Immer höflich bleiben und falls irgend möglich nicht mit ner Wut im Bauch auf eine andere Person zugehen... Sonst reagiert diese andere Person zwangsläufig auch so - ihr blutet beide aus der Nase raus - und trotzdem haben beide nicht gewonnen ;)
Moin,
keine Sorge, ich werde dem Menschen natürlich nicht unter die Nase reiben, dass ich mir einen etwas fähigeren Betreuer wünschen würde, der mir fachlich überlegen ist, ich werde ihm nur in wohlgesetzten Worten mitteilen, dass er sich seine Deadline dahin schieben kann wo keine Sonne scheint und dass ich ab sofort so arbeiten werde, wie ich es ihm in Abschnitt 6 und 7 meines Projektvorschlags auf insgesamt 3 Seiten detailiert aufgeschrieben habe. Und wenn er das abgenickt hat, ohne es zu lesen, dann ist das nicht mein Problem, nu' ist zu spät.
Aber jetzt mal unabhängig von Einzelfällen: Findet ihr nicht auch, dass UML als Allheilmittel stark überschätzt wird? Ich durfte mir im letzten Semester einen Einführungskurs in Software Engineering reintun, bei dem ich das Gefühl hatte, dass diese ganzen Experten für Software Engineering (wir haben das Buch "Maciaszek L.A., Liong B.L., Practical Software Engineering - A Case Study Approach, Addison-Wesley, 2005" verwendet) so in ihre Methodik verliebt sind, dass sie gar kein Gefühl für's Handwerk mehr haben sondern glauben, dass sich diese ganzen Diagramme wie von Zauberhand in ein lauffähiges Produkt verwandeln.
Wir haben den ganzen Kurs als Thema "Softwaresystem für ein Busunternehmen" verwendet und da wollte tatsächlich einer aus dem Kurs den Fall "Ein Bus hat einen Unfall und steht brennend auf der Autobahn" in irgendwelchem Use-Cases repräsentieren, weil das müsste der Schichtleiter ja irgendwie dem System klarmachen.
Ich hab' mir das mal bildlich vorgestellt: Da funkt ein Busfahrer "Hilfe, mein Bus brennt!" und der Schichtleiter setzt sich an seinen PC und gibt die Situation ins System ein.
Als ich dann vorgeschlagen habe, dass in der Situtation Improvisationsfähigkeit notwendig wäre und dass Improvisation das Konzept sei, dass ohne Diagramme auskommt, wurde ich angeschaut, als hätte ich Lepra.
Sorry, aber wenn diese ganze Methoden-Manie dazu führt, dass die Beteiligten die Fähigkeit verlieren, auch mit Situationen umzugehen, für die es keine Diagramme und Use-Cases gibt, dann kann ich drauf verzichten.
//EDIT
Ich finde meinen Projektbetreuer menschlich voll in Ordnung, nur ich habe seit heute nachmittag das Gefühl, dass er leider nicht wirklich kompetent ist.
//EDIT
So long,
Liberty
peschmae
02-04-2007, 12:52
Inkompetente Assistenten: Ja, die gibts überall. Und nein, leider kann man da nicht viel machen als das über sich ergehen lassen. Es sei denn man sei bereit die Konsequenzen über sich ergehen zu lassen. Ich bin bisher mit dem Konzept "inkompetentem Assistent wann immer möglich aus dem Weg gehen" recht gut gefahren - aber das geht nicht immer (und schlägt sich dann auch gerne auf die Note nieder - kann mich an ein Projekt erinnern wo uns der Professor beinahe einen ganzen Notenpunkt "raufgezogen" hat gegenüber der Assistentenbewertung ;)).
UML & so: Das ist einer der Gründe wieso ich nicht Informatik studiere. Ich bin computereinteressierrt und programmiere sehr gerne - aber ich hatte Angst all das sture drumherum würde mir den Spass an der Sache zerstören oder zumindest einschränken.
Mit UML hab ich mich selber nicht soo detailiert befasst - "denke" deshalb nur das übliche à la "für grosse Projekte sicher gut - auch als Dokumentationsmöglichkeit - aber nicht für mich". Sicher auch sehr wichtig als Koordinationswerkzeug.
Die Sturheit nach Schema vorzugehen kann man sich in Ingenieurssachen gar nicht leisten - ist alles viel zu real als dass man da Schemas drüberquetschen könnte. Man versuchts natürlich manchmal trotzdem. Aber sicher ohne Digramme die keiner braucht ;)
MfG Peschmä
P.S. sehe gerade du bist auf der anderen Seite des Teichs hier - viel Spass noch da drüben! :)
Wir haben den ganzen Kurs als Thema "Softwaresystem für ein Busunternehmen" verwendet und da wollte tatsächlich einer aus dem Kurs den Fall "Ein Bus hat einen Unfall und steht brennend auf der Autobahn" in irgendwelchem Use-Cases repräsentieren, weil das müsste der Schichtleiter ja irgendwie dem System klarmachen.
Ich hab' mir das mal bildlich vorgestellt: Da funkt ein Busfahrer "Hilfe, mein Bus brennt!" und der Schichtleiter setzt sich an seinen PC und gibt die Situation ins System ein.
Als ich dann vorgeschlagen habe, dass in der Situtation Improvisationsfähigkeit notwendig wäre und dass Improvisation das Konzept sei, dass ohne Diagramme auskommt, wurde ich angeschaut, als hätte ich Lepra.
Sorry, aber wenn diese ganze Methoden-Manie dazu führt, dass die Beteiligten die Fähigkeit verlieren, auch mit Situationen umzugehen, für die es keine Diagramme und Use-Cases gibt, dann kann ich drauf verzichten.
Da stimm ich dir nicht ganz zu: Gerade in Notfällen ist es wichtig, sich an einen strikten Ablaufplan zu halten (denn die meisten Menschen sind dann nicht mehr wirklich fähig, selbst zu denken). Du kannst allerdings sicherlich nicht alles vorausplanen und wirst dann zwangsläufig improvisieren müssen. Das ist allerdings keine Entschuldigung dafür, nicht zuerst sauber zu planen ;)
MfG Bischi
Ich hab' mir das mal bildlich vorgestellt: Da funkt ein Busfahrer "Hilfe, mein Bus brennt!" und der Schichtleiter setzt sich an seinen PC und gibt die Situation ins System ein.
Ist genau das, was sich die heutigen Manager vorstellen: Qualitätsmanagement nach ISO 9000 und ein paar Gequetschte.
Der Bus ist dann zwar abgebrannt, aber nach ISO-9000, und für jeden nachvollziehbar. :p
Das Ganze ist also absolut nicht realitätsfern!
grins,
BlueJay
Ist genau das, was sich die heutigen Manager vorstellen: Qualitätsmanagement nach ISO 9000 und ein paar Gequetschte.
Der Bus ist dann zwar abgebrannt, aber nach ISO-9000, und für jeden nachvollziehbar. :p
Das Ganze ist also absolut nicht realitätsfern!
grins,
BlueJay
Genau und den Hinterbliebenen des Busfahrers wird dann ein automatisch generiertes Beileidsschreiben übersandt:
Sehr geehrte Angehörige unseres Mitarbeiters #Error: Could not resolve Employee_ID#,
wir bedauern zutiefst, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr Angehöriger #Error: See Last Error# am 08.04.2007 um 16:45 in Ausübung seines Dienstes ums Leben kam.
Wir können Ihnen allerdings voller Stolz mitteilen, dass das Ableben ihres geliebten Angehörigen ISO 9000-konform geschah. Wir sind sicher, dass Ihnen dies in dieser schweren Stunde ein wertvoller Trost sein wird.
Mit freundlichen Grüßen,
Die Geschäftsführung
- Dieser Brief wurde maschinell erstellt und trägt daher keine Unterschrift -
Also ehrlich, wer mir beibringen möchte, solche Systeme zu schreiben, kann nicht mehr ganz frisch im Hirn sein...
@Bischi:
Und Deinen Einwand mit den Notfallplänen kann ich so auch nicht stehenlassen, denn wer versucht, solche Ausnahmesituationen in das ganz normale System einzuarbeiten, der relativiert sie.
Du hast natürlich recht, dass es Situationen gibt, in denen es solche Checklisten geben muss (Beispiele aus meiner Bundeswehrzeit: "Vehalten bei Bombendrohung" und "Verhalten bei Gefahr durch biologische Kampfstoffe") aber solche Checklisten dürfen dann nicht im nomalen System als ein Fall von vielen behandelt werden, sondern müssen ganz klar optisch und inhaltlich anders aufgebaut sein.
Und ganz nebenbei: Derartige Checklisten dürfen nach gesundem Menschenverstand nicht von Software-Designern bearbeitet werden, die müssen direkt von den Menschen kommen, die die eigentliche Thematik verstehen, also wenn wir uns an das Beispiel mit dem brennenden Bus erinnern, dann weiß ein Feuerwehrmann oder auch ein Sanitäter besser, worauf es ankommt, als ein Software-Designer.
Ergo: Solche Situationen haben im normalen Software-Design-Prozess nichts verloren!
Das einzige, was ein Software-Designer tun kann, ist, dafür zu sorgen, dass im Notfall sein System so flexibel wird, dass es auch Fälle abdecken kann, die in keinem Use-Case-Diagramm aufgetaucht sind.
Aber ich sehe nach wie vor die Gefahr, dass bei vielen Methodik-Verliebten der gesunde Menschenverstand und das Gefühl dafür, dass es Situationen gibt, in denen der Mensch auch ohne Diagramme auskommt, einfach nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden sind.
So long,
Liberty
Genau und den Hinterbliebenen des Busfahrers wird dann ein automatisch generiertes Beileidsschreiben übersandt:
Die Angehörigen werden es merken, wie wichtig der Tod nach ISO-9000 ist, wenn die Versicherungssumme ausgezahlt werden soll.
Aber ich sehe nach wie vor die Gefahr, dass bei vielen Methodik-Verliebten der gesunde Menschenverstand und das Gefühl dafür, dass es Situationen gibt, in denen der Mensch auch ohne Diagramme auskommt, einfach nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden sind.
Ja, was glaubst du denn?
Diese Leute (Experten) kosten richtig Geld, und für deren Gehalt kannst du mindestens 2 Dödel einstellen, die nur Knöpfchen klicken können müssen.
So gehandhabt bei diversen Helplines (1st Level- und 2nd-Level-Support, wobei letzteres eine aussterbende Gattung ist.)
Und du als Programmierer hast diese "Wissensdatenbank" zu planen, zu realisieren und wohlmöglich auch zu füllen.
Ist das Projekt fertig, gibt's einen Tritt in den Allerwertesten, den du dir je nach Temperament nachträglich polstern lassen kannst, und dann tingelst du zur nächsten Firma: second verse, same as the first.
so long,
BlueJay
Und Deinen Einwand mit den Notfallplänen kann ich so auch nicht stehenlassen, denn wer versucht, solche Ausnahmesituationen in das ganz normale System einzuarbeiten, der relativiert sie.
Wohin denn sonst?! In nen abgeschlossenen Kasten, dessen Schlüssel nur dein Boss hat? Meiner Meinung nach gehören solche Notfallpläne ins System rein (denn der Anwender wird sich wohl in einem Notfall kaum von seinem System lösen, mit welchem er sonst tagtäglich arbeitet).
Du hast natürlich recht, dass es Situationen gibt, in denen es solche Checklisten geben muss (Beispiele aus meiner Bundeswehrzeit: "Vehalten bei Bombendrohung" und "Verhalten bei Gefahr durch biologische Kampfstoffe") aber solche Checklisten dürfen dann nicht im nomalen System als ein Fall von vielen behandelt werden, sondern müssen ganz klar optisch und inhaltlich anders aufgebaut sein.
Stimm ich dir grundsätzlich zu; Um beim Beispiel der Verkehrsleitzentrale zu bleiben: Ich stell mir das so vor: Eine Person sitzt in einem total überfüllten Büro vor einem Computer, mit welchem diese Person den ganzen Tag arbeitet. Wenn jetzt ein Notfall eintrifft, ist es doch viel sinnvoller, wenn diese Person auf einen Knopf im Programm drücken kann (mit anschliessender Bestätigung), welcher sofort die Rettungsdienste alarmiert oder bei welchem meinetwegen auch ein Popup auftaucht, auf welchem steht, was er genau zu machen habe...
Wenn er nämlich zuerst die Liste suchen muss, verliert er wertvolle Zeit...
Und ganz nebenbei: Derartige Checklisten dürfen nach gesundem Menschenverstand nicht von Software-Designern bearbeitet werden, die müssen direkt von den Menschen kommen, die die eigentliche Thematik verstehen, also wenn wir uns an das Beispiel mit dem brennenden Bus erinnern, dann weiß ein Feuerwehrmann oder auch ein Sanitäter besser, worauf es ankommt, als ein Software-Designer.
*full ACK*
MfG Bischi
Die Angehörigen werden es merken, wie wichtig der Tod nach ISO-9000 ist, wenn die Versicherungssumme ausgezahlt werden soll.
Also ich kann ja gerne nochmal nachschauen, aber soweit ich weiß, verlangt meine Lebensversicherung nicht von mir, dass ich in einer genormten Art und Weise sterben muss, damit die meinen Hinterbliebenen das Geld auszahlt...
Ja, was glaubst du denn?
Ich glaube, dass ich aus den hier schon erwähnten Gründen nicht in die freie Wirtschaft gehen werde und sollte ich es doch tun, werde ich möglichst darauf achten, dass ich diese Mentalität des "Wir geben einer Software- oder Consulting-Firma eine Menge Geld und nach einem halben Jahr ist alles besser und die Geschäftsbeziehung wird beendet" so gut es geht vermeiden werde.
Und es gibt doch mittlerweile genug Beispiele, an denen man erkennen kann, dass viele dieser Einmal-Investitionen einfach nicht funktionieren.
Ein Freund von mir arbeitet bei einer größeren Versicherungsagentur und die haben ihre IT-Abteilung gerade wieder eingegliedert, nachdem das Outsourcing grandios gescheitert war. Jetzt haben die wieder eine entsprechende Abteilung und fahren damit einfach besser - und teurer ist es im Endeffekt auch nicht (soweit mein Freund das mitbekommen hat).
Diese Leute (Experten) kosten richtig Geld, und für deren Gehalt kannst du mindestens 2 Dödel einstellen, die nur Knöpfchen klicken können müssen.
[...]
Und du als Programmierer hast diese "Wissensdatenbank" zu planen, zu realisieren und wohlmöglich auch zu füllen.
Ist das Projekt fertig, gibt's einen Tritt in den Allerwertesten, den du dir je nach Temperament nachträglich polstern lassen kannst, und dann tingelst du zur nächsten Firma: second verse, same as the first.
Ich habe ja die stille Hoffnung, dass es so langsam eine Gegenbewegung gibt, die dann wieder anerkennt, dass nicht die Methodik sondern das Ergebnis im Mittelpunkt stehen sollte.
Mein Vater (Anwalt) hat mir letzten Sommer mal ein Dossier einer Unternehmensberatung zu lesen gegeben, die einer seiner Mandanten beauftragt hatte um Verbesserungsmöglichkeiten in dessen Unternehmen zu finden. Dieses Dossier enthielt jedes 08/15-Lehrbuch-Schema (klang jedenfalls so) und ich hatte echt meine Zweifel ob diese Unternehmensberater auch nur den Hauch eines Gefühls dafür entwickelt haben, wie das Unternehmen arbeitet und was die Besonderheiten dieses speziellen Unternehmens sind.
Aber wir als Software-Entwickler/Informatiker müssen uns auch mal an die eigene Nase fassen, denn ich persönlich stelle bei meinen Kommilitonen und auch bei Informatikern/Programmierern, die schon in der freien Wirtschaft arbeiten, sehr oft eine ausgeprägte Selbstverliebtheit fest, so nach dem Motto "Ich weiß, dass ich großartige Produkte schaffe und wenn ein normaler Mensch damit nicht umgehen kann, dann ist das nicht mein Problem".
Und wenn ich mir dann anschaue, dass die Lösung dieses Problem darin besteht, dass dann Experten wie Soren Lauesen meinen, sie müssten tausende von Seiten mit Beschreibung einer Methodik füllen, die entweder so banal ist, dass ich dafür keine Bücher brauche oder so theoretisch, dass der Autor selbst schreibt, diese Methodik sei nur selten strikt einzuhalten, dann frage ich mich, wo so etwas enden soll.
Ich habe vor kurzem 68,50 EUR für ein Buch von Soren Lauesen ausgegeben in dem so bahnbrechende Sätze stehen wie "Sprechen sie vor einem Test mit dem Testnutzer über Gott und die Welt, das hilft ihm, sich zu entspannen" oder "Der Beobachter macht während des Tests Notizen". Also echt, verarschen kann ich mich alleine...
//EDIT
@bischi:
Ich bin grundsätzlich einer etwas anderen Meinung als Du: Ich bin dafür, dass ein Nutzer in einer Notfallsituation wirklich merken muss, dass er das normalen System und die normale Routine verlässt. Bei Deinem Beispiel mit der Verkehrsleitzentrale wäre ein Notfall auf einer der überwachten Straßen aus Sicht des dort beobachtenden Beamten (sind ja meistens Polizisten, die solche Aufgaben wahrnehmen) ja keine extreme Ausnahmesituation, denn dafür gibt es ja unter anderem Verkehrsleitzentralen.
Aber wenn ich mir vorstelle, dass zum Beispiel ein Brand in einem Gebäude nicht durch einen Feueralarm sondern durch eine Bildschirmnachricht und über den PC-Speaker gemeldet würde (mit WakeOnLAN könnte man ja die gleiche Verbreitung wie mit Feuermeldern erreichen), dann würden viele Menschen vermutlich nicht so reagieren, wie sie sollten, denn das Signal kommt ja aus der gleichen Kiste, mit der sie auch ihre normale Routinearbeit machen. Nein, in einer solchen Notsituation muss das normale System erstmal hintenanstehen und wenn dann auf dem Notfallplan steht "Schreiben sie eine Email an die Feuerwehr" dann ist das wieder etwas anderes, dann wird das Computersystem zum sekundären Werkzeug und dagegen habe ich nichts.
Und das Argument "Aber dann muss erstmal der Notfallplan herausgekramt werden." ist einfach - sorry für meine Deutlichkeit - lächerlich, wer das als Chef/Vorgesetzter nicht gebacken bekommt, dass ein paar Blatt Papier nicht ständig an einem bestimmten Ort griffbereit liegen, der sollte sich mal über seine Dienstaufsicht gedanken machen.
Und eins sollte niemand vergessen: Checklisten auf Papier oder auch Plastikkarten sind unempfindlich gegen Stromausfall und sind mobiler und schneller verfügbar als jeder Laptop.
Denk zum Beispiel mal an eine ganz konkrete Situation: Erste Hilfe am Unfallort. Die Reihenfolge der Maßnahmen ist für mich eine Checkliste, die genau in dieses Muster passt. Ich behaupte mal, dass ich meine Taschenkarte "Erste Hilfe" schneller zur Hand habe als Du Deinen Laptop hochgefahren hast. Und in einer Firma würde ich diese Checkliste nicht ins System einbauen, sondern dick und fett auf den Verbandskasten kleben.
//EDIT
So long,
Liberty
So P.S.:
Ich könnte jetzt an dieser Stelle auch eine Diskussion über das allgemeine Vorhandensein von gesundem Menschenverstand aufmachen, aber das würde zu weit führen...
P.P.S.:
Um hier keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ich habe nichts dagegen, dass Aspekte wie Benutzerfreundlickeit auch wissenschaftlich begleitet werden, aber jedes Buch, dass ich zu diesem Thema bislang in der Hand hatte, war geprägt von dem Streben des jeweiligen Autors, eine komplette und allumfassende Wahrheit zu verbreiten und das nervt mich mittlerweile tierisch.
Also ich kann ja gerne nochmal nachschauen, aber soweit ich weiß, verlangt meine Lebensversicherung nicht von mir, dass ich in einer genormten Art und Weise sterben muss, damit die meinen Hinterbliebenen das Geld auszahlt...
Es geht dann schneller, weil etliche Prüfungen seitens der Versicherung entfallen können. Es hätte ja auch Selbstmord sein können...
Und es gibt doch mittlerweile genug Beispiele, an denen man erkennen kann, dass viele dieser Einmal-Investitionen einfach nicht funktionieren.
stimmt, es ist frustrierend.
Und dann machen sie meist noch das Gegenteil von dem, was man ihnen rät. Zumal sie beim Rat einholen nur ihren eigenen Standpunkt bestätigt haben wollen. Wenn man nicht mitspielt, adios!
Ein halbes Jahr später hat das Schiff schwer Schlagseite, wenn Ozeanriese, oder säuft ab, wenn Fischkutter.
Ein Freund von mir arbeitet bei einer größeren Versicherungsagentur und die haben ihre IT-Abteilung gerade wieder eingegliedert, nachdem das Outsourcing grandios gescheitert war.
Da hatte er aber Glück, dass das Unternehmen noch einigermaßen flott war. :)
Mein Vater (Anwalt) hat mir letzten Sommer mal ein Dossier einer Unternehmensberatung zu lesen gegeben, die einer seiner Mandanten beauftragt hatte um Verbesserungsmöglichkeiten in dessen Unternehmen zu finden. Dieses Dossier enthielt jedes 08/15-Lehrbuch-Schema (klang jedenfalls so) und ich hatte echt meine Zweifel ob diese Unternehmensberater auch nur den Hauch eines Gefühls dafür entwickelt haben, wie das Unternehmen arbeitet und was die Besonderheiten dieses speziellen Unternehmens sind.
Dann wirst du das hier lieben: :D
http://blog.ujaswelt.de/?p=46
"Ich weiß, dass ich großartige Produkte schaffe und wenn ein normaler Mensch damit nicht umgehen kann, dann ist das nicht mein Problem".
Diese Einstellung gibt es schon, seit ich anfing, zu programmieren :D
Der Gipfel war dann noch, als ein Kommilitone sagte: "Du hast einen lausigen Programmierstil, dein Programm kann man auf Anhieb verstehen."
Tja, damals wusste man noch, wie man sich unentbehrlich macht ;)
so long,
BlueJay
Ich glaube, dass ich aus den hier schon erwähnten Gründen nicht in die freie Wirtschaft gehen werde
Was denn sonst? Auf der Uni bleiben? Auch dann wirst du früher oder später Anträge schreiben, um Geld für dein Projekt zu bekommen, und dann musst du schön plausibel darstellen, dass und wie und warum das ein Erfolg wird, damit die Antragsannehmer Geld rausrücken. Und eine Sprache, die die verstehen, sind Grafiken und Tabellen.
Meine Meinung: Mach den "Sch***" mit, es schadet nie, eine Methode mehr draufzuhaben.
so long,
BlueJay
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