Ich besuche in der Schule einen Informatikkurs, das kann man bei uns anstelle einer zweiten Naturwissenschaft machen. Ich habe auch vor, in diesem Fach Abiturprüfung zu machen. Das Niveau ist nicht besonders hoch, nach einem halben Jahr kommen jetzt so Aufgabestellungen auf uns zu, wie aus einem Array die größte Zahl raussuchen. Ich schreibe da immer gern den Quelltext direkt, mein Informatiklehrer meint aber, ich soll doch, wie das in der Industrie üblich wäre, zuerst ein Struktogramm anfertigen und das anschließend in Java übersetzen. Ich mag irgendwie nicht recht glauben, das irgendjemand in der Industrie für ein Programm mit mehr als hundert Zeilen und nicht zu Lehrzwecken ein Struktogramm anfertigt. Kann irgendjemand, der beruflich Software programmiert, mal dazu Stellung nehmen? Ich hab das jetzt schon an zwei Schulen gesehen, das die Lehrer so richtig auf diese "Nassi Schneidermann Diagramme" abfahren. Ich hab sowas noch nie für ein privates Projekt gemacht, geschweige denn gebraucht. OK, Klassenbeziehungen habe ich auch schon mal auf ein Papier gemalt, aber doch nicht jede IF-Abfrage in ein Kästchen mit Dreieck unten drann und dann in Kästen unten drunter was im Ja- und was im Neinfall geschehen soll. Gibt es diese Struktogramme in der Industrie, oder sind sie nur der verzweifelte Versuch, Schülern die Programmierung beizubringen? Mittlerweile finden sogar die Mädchen im Kurs diese Struktogramme mehr hinderlich als hilfreich und schreiben lieber erstmal den Java-Code und müssen dann halt hinterher, damit der Leher zufrieden ist, nochmal zu Papier und Bleistift greifen.
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