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Thema: Mittelalterliche Satzspiegelbrechnung manuell?

  1. #1
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    Mittelalterliche Satzspiegelbrechnung manuell?

    Hallo ihr.

    Ich möchte gerne manuelle Satzspiegel für nicht standarisierte Papierformate errechnen, stehe aber gerade auf dem Schlauch. (http://www.dante.de/tex/Dokumente/KohmSatzspiegel.pdf Seite 36)

    Wie genau kriege ich konkrete Zahlen heraus, wenn ich diese Verhältnisse berechnen möchte.
    Sagen wir, ich habe nur die folgenden Papiermaße (testhalber nehme ich DIN-A4-Werte):
    Papierbreite: 210
    Papierhöhe: 297

    Wie errechne ich nur aus diesen Werten (und der Verhältnisdefinition 3:4:6:8) die Eckkoordinaten meines Seitenspiegels?
    Eigentlich müsste es ja 3+4+6+8 = 1/21 ja mein Standartwert (Sw) sein. Somit wären die Verhältnisse ja 3Sw (0,142857143), 4Sw(0,19047619) usw.

    Nun frage ich mich aber Trotzdem mit was ich diese Werte multiplizieren muss, um absolute Koordinaten zu haben.

    Etwa Bund-, Außensteg mit der Papierbreite und Kopf-, bzw. Fußsteg mit der Papierhöhe? (210*3Sw, 297*4Sw, 210*6Sw, 297*8Sw)

    Es wäre ganz lieb, wenn mir da jemand weiter helfen könnte ...

    Nachtrag: Und was ist ein Quart-Papier? Bzw. kennt jemand (offizielle/erwerbliche) Papierformate im Verhältnis 3:4?
    Geändert von Furantsu Kafuka (07-02-2012 um 21:08 Uhr)

  2. #2
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    Was Du wohl suchst, ist der sog. »goldene Schnitt«, zur Berechnung und zur Geschichte siehe hier:

    http://www.typolexikon.de/g/goldener-schnitt.html

    Markus Kohm hat mal dazu einen schönen Aufsatz veröffentlicht:

    http://archiv.dante.de/tex/typographie/satzspiegel/

    Wozu brauchst Du Papier mit einem außergewöhnlichen Format?

    Gruß,
    Alexander

  3. #3
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    Ganz so einfach ist es nicht. Diese Satzspiegel geben ja nur das Verhältnis zwischen den Rändern an, nicht deren absolute Größe.

    So wie ich das sehe, musst du zuerst selbst entscheiden wie breit dein Text laufen soll (denn keines der Verhältnisse bezieht sich auf die Schriftbreite).

    Wenn du z.B. sagst dein Text soll am Ende 17cm breit laufen, behältst du von der Gesamtbreite des Papiers 210-170=40mm übrig. Diese 40mm müssen dann im Verhältnis 2:4 auf deine beiden Ränder verteilt werden. Also:

    R=40/(2+4)=6.66

    Außenrand=4*R=26.66mm
    Innenrand=2*R=13.33mm

    Analog für die oberen und unteren Ränder hieße das bei einer Texthöhe von 22cm

    R=(297-220)/(3+6)=8.55mm

    Oberer Rand=3*R=25.66mm
    Untere Rand=6*R=51.33mm

    Wie breit und hoch dein Text laufen sollte hängt i.W. vom verwendeten Schrifttyp. Es gibt Richtwerte wie viele Wörter/Buchstaben pro Zeile und Zeilen/Blatt als gut lesbar gelten. Wie breit/hoch der Text dann sein darf variiert von Schrifttyp zu Schrifttyp, da die Buchstabengröße variiert.

    Ich hoffe das hilft dir weiter, Gruß, Festus

  4. #4
    Registrierter Benutzer Avatar von rais
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    Moin moin,
    Zitat Zitat von Furantsu Kafuka Beitrag anzeigen
    Ich möchte gerne manuelle Satzspiegel für nicht standarisierte Papierformate errechnen, stehe aber gerade auf dem Schlauch. (http://www.dante.de/tex/Dokumente/KohmSatzspiegel.pdf Seite 36)

    Wie genau kriege ich konkrete Zahlen heraus, wenn ich diese Verhältnisse berechnen möchte.
    Sagen wir, ich habe nur die folgenden Papiermaße (testhalber nehme ich DIN-A4-Werte):
    Papierbreite: 210
    Papierhöhe: 297
    ein Anfang wäre,wenn Du ein passendes Papierformat wähltest, Quart war -- wie dort angegeben -- im Verhältnis 3:4, das ist A4 nicht.
    Zitat Zitat von Furantsu Kafuka Beitrag anzeigen
    Wie errechne ich nur aus diesen Werten (und der Verhältnisdefinition 3:4:6:8) die Eckkoordinaten meines Seitenspiegels?
    Eigentlich müsste es ja 3+4+6+8 = 1/21 ja mein Standartwert (Sw) sein. Somit wären die Verhältnisse ja 3Sw (0,142857143), 4Sw(0,19047619) usw.
    Wie kommst Du dazu, irgend welche Verhältnisse miteinander zu addieren?
    Zitat Zitat von Furantsu Kafuka Beitrag anzeigen
    Nun frage ich mich aber Trotzdem mit was ich diese Werte multiplizieren muss, um absolute Koordinaten zu haben.
    Ich hab mal etwas mit den Werten gespielt: die Seite sei im Format 18 cm x 24 cm (was ich irgendwo als `Quart, klein' aufgegriffen hab -- also nagle mich bitte nicht drauf fest ;-)
    Immerhin ist es im Verhältnis 3:4.

    Es hieß es in dem von Dir verlinkten Dokument, der Satzspielgel sei im Mittelalter etwa halb so groß wie die Seite gewesen -- könnte man dieses Verhältnis nicht ausnutzen?
    So damit die jeweiligen Flächen gemeint sind, könnte man hier etwa so vorgehen:

    Fläche des Papiers = 180 mm * 240 mm = 43200 mm^2

    Textläche = halbe Papierfläche = 21600 mm^2

    Textbreite (x), Texthöhe (y):
    gleiches Seitenverhältnis wie beim Papier: x = 0.75 y
    x * y = 21600 mm^2 = 0.75 y^2
    y^2 = 4 * 216 mm^2 / 3
    y = sqrt( 4 * 21600 / 3 ) mm
    y = 169,7 mm

    Nun kommt eine Besonderheit hinzu:
    Bei LaTeX sollte (\textheight-\topskip)/\baselineskip ein ganzzahliges Ergebnis liefern, wobei \topskip und \baselineskip von der Brotschrift -- zumindest von deren Höhe -- abhängig sind.
    Für 11 pt Computer Modern (Standardschrift) wäre das
    \baselineskip 13,6 pt
    \topskip 11 pt
    Nun sind
    72,27 pt = 1" = 25.4 mm,
    also
    y = 169,7 mm = 72,27 pt * 169,7 mm / 25,4 mm = 482,8 pt
    damit ist derzeit
    (y-\topskip)/\baselineskip = 34,7 -- passt also nicht ganz.

    Also anders herum:
    y_n = 35 * \baselineskip + \topskip = 487 pt = 171,1609 mm

    Textbreite:
    x = 0.75 y_n = 128,3707 mm

    Wenn man den Tetbereich erstmalfestgelegt hat, sind die Ränder auch kein Problem:
    Außensteg = 2 * Bundsteg
    Randbereich (x) : Papierbreite - Textbreite = 180 mm - 128,3707 mm = 51.6293 mm
    Rand innen = 1/3 Randbereich (x) = 51.6293 mm / 3 = 17.2098 mm
    Rand außen = Randbereich (x) - Rand innen = 51,6293 mm - 17.2098 mm = 34.4195 mm
    Rand oben = 4/3 Rand innen = 4/3 * 17.2098 mm = 22,9464 mm
    Rand unten = 8/4 Rand oben = 2 Rand oben = 45.8928 mm

    mit einem Rundungsfehler auf der Höhe von etwa 100 nm.

    DISCLAIMER: Ich habe mich hier etwas `aus dem Fenster gelehnt', also bitte Vorsicht vor meinem gefährlichen Halbwissen

    MfG
    Rainer
    There's nothing a good whack with a hammer won't fix!

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